6. bis 10. Jahrhundert „Billiche“ - Im frühen Mittelalter

Wie viele römische Ansiedlungen in den Tälern der Mosel und ihrer Nebenflüsse hat auch die Zwillingssiedlung an der Sauermündung die Wirren der fränkischen Landnahme im 5. und 6. Jahrhundert überstanden. Nach wie vor verlief die Fernstraße Lyon-Metz-Trier-Rhein über die ursprünglich römische Sauerbrücke. Die eingewanderten Franken haben sich bald mit den verbliebenen christlichen Einwohnern vermischt. Davon zeugen in unmittelbarer Nähe zur Brücke ”op der Spatz“ bereits im 19. Jahrhundert und in den 1950er Jahren zu Tage geförderten wiederverwendete römischen Steinreliefs, fränkische Steinsärge und vor allem die Funde der aus spätrömischer Zeit stammenden Urkirche, ihre Grundmauern und die heute im Rheinischen Landesmuseum Trier ausgestellte Chorschranke (Transenna) aus Muschelkalk mit der Inschrift DOCEBO VOS (Ich werde  euch lehren.) .


Auch in Oberbillig ist die ist die durchgehende Besiedlung belegt. Denn in den 1930er Jahren wurden bedeutende Reste einer fränkischen  Bebauung gefunden und zwar in den heutigen Gärten hinter den Häusern der  Leimbachstraße. Möglicherweise war das nur ein Ausläufer eines karolingischen Dorfes im Bereich der bisher angenommenen römischen Siedlung zwischen Fähr-, Küfer- und Kapellenstraße. Die freigelegte Bebauung lag so tief, dass sie in der Folgezeit mit vom Moselhochwasser abgelagterten Sand zugedeckt wurde.  Dort in ”Schuhen hirer Sandkaul“ wurde noch bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs in großen Mengen der Sand zum Mauern und Verputzen abgebaut und mit Pferdewagen abgefahren.

 

Leider haben die Arbeiter den archeologischen Wert der Funde nicht erkannt und das Rheinischen Landesmuseum Trier konnte nur noch eine Restfläche untersuchen. Denn in dessen Jahresbericht von 1938 ist dazu vermerkt: „Oberbillig. ‹ In der Olk ›, an dem von der Ortskirche nach Westen abfallenden Hang war in einer Sandgrube in den vergangenen Jahren ein großer Ausschnitt einer karolingischen Siedlung abgegraben worden und nur durch einen Zufallsfund wurde das Landesmuseum darauf aufmerksam. Zunächst konnte noch die restliche Fläche des Grundstücks untersucht werden, auf der sich in den Sandboden eingetiefte ovale und rechteckige Gruben fanden, dazu in großer Anzahl Pfostenlöcher, die innerhalb und außerhalb der Gruben lagen und in ihrer Anordnung zunächst keine eindeutigen Hüttengrundrisse ergaben. In der Einfüllungserde der Gruben fanden sich zahlreiche Scherben, die ganz überwiegend karolingisch sind, jedenfalls nicht wesentlich später und nachdrücklich auf eine Benutzung der Siedlung in dieser Zeit hinweisen. Metall- und sonstige Funde waren nur spärlich.“


Der römischen Name „Suromagus“ war nicht auf die der mittelalterliche Siedlung beiderseits der Sauermündung übergegangen. Sie hieß „Billiche“. Dieser Name wird erstmalig gesichert  in einer  Urkunde  Kaiser Ottos III. (980-1002) genannt, mit der er dem Abt Oferad des damaligen Trierer „Reichsklosters“ St. Maximin und seinen Nachfolgern als Grundherrn das Markt-, Münz- und Zollrecht in  Wasserbillig verleiht.